«Dichter sind wie Regenwürmer», so war die Kolumne von Andreas Iten überschrieben, die am 29. März 2007 in der «Neuen Luzerner Zeitung» erschien. Der Vergleich leuchtet ein: Regenwürmer lockern den Boden ja genau so auf wie Dichter das Plattgedrückte unserer Alltagssprache, und dabei wird das, was sie ausscheiden, zu nährstoffreichem frischem Humus. Der Vergleich ist nicht neu: schon Herman Bang, der grosse dänische Schriftsteller, schrieb vor mehr als hundert Jahren: «Der moderne Autor, der seine Zeit begreifen will, muss wie ein Botaniker nicht nur die Pflanzen, sondern auch den Humus und dessen Zusammensetzung kennen.» Andreas Itens Kolumnen sind bei ihrem Erscheinen auf guten Humus gefallen und haben mancherorts Wurzeln geschlagen. Um herauszufinden, ob und wie sie das heute noch tun, hat die Lektorin des Verlags achtundzwanzig Wegbegleiter des Zuger Autors, der 2011 seinen 75. Geburtstag feiert, gebeten, auf einen von fünf ausgewählten Beiträgen mit einem eigenen Text zu reagieren; darunter waren auch Schreibkolleginnen und -kollegen, nicht nur aus der Innerschweiz. Eingetroffen sind originelle und anregende Texte. Die meisten Echos erhielt dabei – nicht ganz unerwartet – die Regenwurm-Kolumne. Auch wenn Kolumnen-Bände inzwischen ziemlich in Mode gekommen sind, vermag die vorliegende Anthologie doch über das Geburtstagsjubiläum hinaus zu bestehen und macht dabei deutlich, wie die Denkanstösse, die Andreas Iten gegeben hat, noch immer engagierte Reaktionen auslösen. Somit wundert es einen kaum, dass in einem Café auch schon unauffällig eine Seite aus der «Neuen Luzerner Zeitung» herausgerissen wurde.
Mit Beiträgen von: Eugen Bollin, Romano Cuonz, Beatrice Eichmann-Leutenegger, Christine
Fischer, Christoph Ferber, Werner Fritschi, Heidy Gasser, Susanne Giger, Franziska Greising, Lisa Hurter, Max Huwyler, Adrian Hürlimann, Thomas Hürlimann, Werner Jurt, Renate Käppeli, Katharina Kienholz, Katharina Lanfranconi, Erich Langjahr, Karl Lüönd, Alex Melzer, Thomas Röthlisberger, Toni Schaller, Otto Scherer, Martin Stadler, Martin Städeli, Verena Stössinger, Lukas Wallimann, Marc Wehrlin, Marlène Wirthner-Durrer.
Andreas Iten (*1936), nach Studien in Basel und Berlin unterrichtete er Psychologie- und Pädagogik am Lehr-erinnenseminar in Menzingen. Später stieg er in die Berufspolitik ein und wurde Regierungs- und Ständerat des Kantons Zug. Nach den beiden Rücktritten (1994 und 1998) engagierte er sich unter anderem als Ombudsmann der SBB und als Präsident der Eidgenössischen Filmkommission. Seit 1999 ist er Präsident des Inner-schweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellervereins ISSV. Verfasser von Sachbüchern und Prosawerken. Zuletzt sind in unserem Verlag erschienen: «Gegengelesen. Ein politischer Bericht» (2006); «Der Schatten des Pfarrers» (2008).