Leseprobe
> Buchcover in Druckqualität
Die Welt gerät aus den Fugen, sagt der Lehrer, als Deutschland 1939 in Polen einmarschiert.
In der Schweiz, in einem Hochtal in Graubünden, wo Anton Marxer seit Jahren unterrichtet, sind die Grenze und das Ausland nahe, aber Polen weit weg. Und doch dringt das Weltgeschehen in das Tal ein, ins Schulhaus über dem Dorf, wo der Vierzigjährige seine Frau pflegt, die einen Hirnschlag erlitten hat: Anna Schwarz, eine fremde junge Frau, steht eines Abends vor der Tür. Sie ist aus dem Vorarlbergischen geflüchtet und nachts über den alten Säumerpass gekommen, nachdem man ihren Mann deportiert und angeblich auf der Flucht erschossen hat. Marxer nimmt die Frau auf, widerwillig, und versucht zuerst, ihre Anwesenheit vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Natürlich ist das auf die Länge nicht möglich. Die Ehefrau merkt es, die Haushälterin, die den Lehrer bei der Pflege und im Haushalt unterstützt, und sehr rasch auch die Schüler. Marxer ist hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Gewissen, verstrickt sich zusehends und gerät in Erklärungsnotstand.
Rezensionen
Und er liess die Fremde hereinkommen
(Katharina Kienholz, Schweizer Literaturzeitschrift, Nr. 210, März 2021)
Hohe Gipfel und tiefe Abgründe
(Manuela Hofstätter, lesefieber.ch, 12. Juni 2020)
Mit Anna kommt der Krieg ins Dorf
(Charles Linsmayer, Bieler Tagblatt, 26. Mai 2020)
«Das Glück, nicht auf der anderen Seite des Berges geboren zu sein»
(Charles Linsmayer, Leben & Gesellschaft, 20. Mai 2020)
Die Fremde im Engadiner Dorf
(Beatrice Eichmann-Leutenegger, Der Bund, 02. April 2020)
Der Autor
Thomas Röthlisberger
Thomas Röthlisberger, geboren 1954, lebt in Bern.
Seit 1991 hat er mehrere Romane und Erzählungen sowie Lyrik veröffentlicht. Zuletzt erschienen sind nur die haut schützt den schläfer (Gedichte, 2009), Zuckerglück (Roman, 2010) und Die letzten Inseln vor dem Nordpol (Erzählungen, 2014). Für seine Lyrik ist der Autor mehrfach ausgezeichnet worden.
Foto © Ayșe Yavaș